Making of Lily Lux Szenen auf dem Basteltisch

01 // Wie läuft so ein Illustrationsauftrag ab?

Darüber hat die Illustratoren Organisation IO e.V., bei der ich auch Mitglied bin, eine ganz wunderbare Broschüre verfasst: “Erfolgreich arbeiten mit Illustratoren” kann hier heruntergeladen werden.

Konkret ist es meist so, dass mich ein Kunde kontaktiert, sein Projekt vorstellt und erklärt, und ich daraufhin ein Angebot erstelle, das nach Arbeitszeit und Nutzung aufgeschlüsselt ist und einigen Verhandlungsspielraum lässt.

Am Anfang der meisten Projekte steht eine Idee, oft eine Figur mit einer Welt drumherum, und ein bestimmter Zeichenstil. In dieser Phase arbeite ich meistens mit schnellen Scribbles und flächigen Basteleien, um zu klären, ob die Richtung stimmt und ggf. mehrere Ideen zu einer zu verdichten.

Sind die Vorgaben geklärt, konstruiere ich Figuren, Posen, Dinge, Hintergründe, oft direkt im Layout. Meine Originale bestehen meist aus Hunderten verschiebbarer Elemente, die wie auf einer Bühne interagieren. Am schönsten ist es immer, wenn eine Figur dabei plötzlich ganz lebendig wird!

Zu meiner Arbeitsweise gibt es auch Einträge im Blog und ein Interview.

Zeichnung vom Sonntagsausflug mit Schirmboot und Figuren auf dem See vor der Stadt für Lily Lux

02 // Was inspiriert Dich eigentlich?

Spontan fällt mir ein: Geschichten, die Menschen erzählen (real oder fiktional), Sätze oder Satzfragmente, der Ausblick aus dem Fenster neben meinem Mac, Wolken, ein Lachen auf der Straße (bei dem man sich fragt, wie der Mensch dazu aussieht), ein Augenaufschlag an der Supermarktkasse, das Eigenleben von Dingen (die manchmal wirken, als würden sie miteinander kommunizieren, oder als hätten sie eine bewegte Geschichte hinter sich!), die Perfektion eines Regentropfens, die Würde eines alten Baums, Gerüche aus der Kindheit, Erinnerungen, Dialoge, Missverständnisse, flüchtige Eindrücke, Menschen im Vorübereilen, Köstlichkeiten, Seligkeiten, Supermärkte, Aufräumen, Rätsel des Alltags, Dinge neu erfinden, Lieblingslieder, Licht, Schatten, Lieblingswörter, die Minute vorm Aufwachen, Lieblingsmenschen, Zufallsbekanntschaften, Herzenswärme, in Bildern denken, Kaffee, Spaziergänge, Schaukeln, Ideen weiterspinnen, dazulernen, Dinge mal anders betrachten, Kopf abschalten, Aktzeichnen, Fotografieren, Ausflugstage, lange Bahnreisen und Autofahrten, Langeweile, Glückskekse, leeres Papier, Notizbücher, alte Skizzen, Tankstellen, Fotos von Fremden, Vogelgezwitscher, Souvenirs, … und vieles mehr!

03 // Wie, wo und wann entstehen die besten Ideen?

Ideen können doch immer und überall entstehen… je nach Tagesform ist das bei mir ganz unterschiedlich; mit Vorliebe vielleicht spät nachts, wenn die Zeit stillzustehen scheint, oder beim dritten Kaffee, seltener früh morgens oder wenn ununterbrochen das Telefon klingelt. Manchmal aber eben auch grade am Telefon, oder während ich grade eigentlich etwas ganz anderes tue!

Was ich bei Projekten für und mit Kunden zur Ideenfindung immer wieder hilfreich finde, ist die gemeinsame Entwicklung einer Figur – mit Namen, Eigenschaften, Schauspieler-Besetzung. Daraus resultiert oft auch eine Art Folgerichtigkeit, Lebendigkeit und Wärme, die sonst nicht vorhanden wäre.

04 // Was tust Du, wenn Dir nichts einfällt?

Ich kann mich auch nicht erinnern, dass mir jemals zu einem Projekt nichts eingefallen wäre – normalerweise ist ja schon das Projekt selbst eine wunderbare Inspiration. Dann braucht man doch nur überlegen, was man daraus machen kann und wie man das verständlich kommuniziert. Und das hat dann oft deutlich mehr mit Detektivarbeit als mit Inspiration zu tun!

Profilbild mit Selbstbildnis der Illustratorin Iris Luckhaus bei der Arbeit in ihrem Büro in Wuppertal

05 // Wie sieht eine Arbeitswoche bei Dir aus?

Eine typische Arbeitswoche gibt es bei mir nicht wirklich, das kommt immer auf Auftragslage, Art der Projekte, Projektphasen und Kunden an – und ist auch einer der Gründe, warum ich meinen Beruf von Herzen gern mag: Jeder Tag ist anders, jede Woche ist anders, jeder Monat und jedes Jahr sind unterschiedlich. Das Spektrum reicht von 16-Stunden-Tagen und 7-Tage-Wochen über ganz normale Arbeitszeiten bis hin zu spontanen Urlaubstagen.

06 // Wie vermeidest Du den Alltagstrott?

Meine unterschiedlichen Kunden und Projekte sorgen schon dafür, dass ich nicht in einen Trott gerate! Desweiteren liebe ich es, weiterzulernen, mich weiter zu entwickeln, neugierig zu bleiben, in den verschiedensten Bereichen zu arbeiten und manchmal auch Aufträge anzunehmen, die echte Herausforderungen darstellen und mich erstmal ein Stück weit überfordern.

Generell denke ich eigentlich nie darüber nach, irgendwelchen Trends zu folgen; das Handwerk selbst und die möglichen Ausdrucksformen interessieren mich weitaus mehr als zeitgebundene Phänomene.

Illustration von Iris Luckhaus mit Freundinnen, die im Sommer Urlaub am Meer machen und unterwegs zum Picknick am Strand sind

07 // Wo nimmst Du bloss all dieses Talent her?

Ich mag diese Frage überhaupt nicht, aber weil die immer wieder gestellt wird, gibt’s jetzt hier auch die Antwort: Ich halte Talent für furchtbar überbewertet!

Letztlich ist das doch alles Arbeit, Lernen und Herausforderungen annehmen, diese meistern, und daran wachsen… Talent kann einem dabei durchaus auf die Sprünge helfen und die ersten Schritte erleichtern, aber dann eben auch ziemlich im Wege stehen – weil man es für selbstverständlich hält, etwas zu können glaubt und sich nicht so leicht traut, neue Pfade zu beschreiten und sich weiterzuentwickeln. Talent ist für mich etwas sehr Statisches.

Eigentlich ist die Frage doch eher, in welchen Bereich man seine Zeit gern investieren möchte oder wofür man ein ausreichendes Maß an Begeisterung hegt, um damit sein Leben verbringen zu wollen. Vermutlich könnte jeder zeichnen, der mal ein paar Jahre seines Lebens nichts anderes tut als das – und einfach nicht daran glaubt, dass er irgendetwas nicht kann.

Und das hat dann aber letztlich viel mehr mit Willenskraft, harter Arbeit und Begeisterung zu tun als mit Talent.

Zeichnung mit Tusche und Collage von einem koketten Mädchen im Sturm an der Relings an Bord eines Ozeandampfers oder Schiffs auf See mit hohen Wellen als Seestück von Iris Luckhaus

08 // Wie werde ich (ein/e gute/r) Illustrator/in?

Das finde ich immer eine äußerst schwierige Frage – erstens funktioniert das für jeden unterschiedlich, und zweitens habe ich selbst nicht einmal Illustration studiert, sondern Mode – aber darin auch vieles gelernt, was mir nun auch beim Illustrieren sehr hilft: So etwas wie “ein Kleid kann man nur dann beurteilen, wenn man es selber anzieht” läßt sich ja ganz wunderbar auf Zeichnungen übertragen und das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass ich lieber Damen zeichne als Herren! Das Zeichnen wiederum habe ich mir größtenteils selber beigebracht, dann aber auch unterrichtet, was sehr spannend war – ich musste vieles zu definieren lernen, was ich bis dahin rein intuitiv gemacht habe.

Was mir persönlich sehr beim (Weiter-)Lernen hilft, ist, mich selbst herauszufordern und Dinge so anzugehen, wie ich es nicht zu können glaube. Und eine Art Selbstdisziplin, die einem durch Nachtschichten hilft und dabei, weiterzumachen, wenn es mal nicht so gut läuft. Der beste Rat, den man jemandem geben kann, der etwas unbedingt tun will, aber nicht weiß, wie er da herangehen soll, ist vermutlich: Einfach anzufangen und zuzusehen, was sich daraus entwickelt. Der erste Schritt ist immer der Schwerste!

Vektorillustration für ein Märchen mit zwei Mädchen, Freundinnen wie Prinzessinnen, im Ballkleid, die voller Neugier hinter einen roten Vorhang spähen und Paris erblicken, von Iris Luckhaus

09 // Sollte man mit verschiedenen Stilen arbeiten?

Das bin ich schon so oft gefragt worden, und finde es immer wieder schwer zu beantworten… Im Allgemeinen wird ja geraten, sich auf einen Stil zu spezialisieren, der dann immer wiedererkennbar ist.

Das finde ich für mich persönlich allerdings eher langweilig – obwohl meine Illustrationen erstaunlich gut wiedererkannt werden, selbst wenn sie vollkommen unterschiedlich gezeichnet sind. Ich persönlich möchte mir da lieber Spielraum für Weiterentwicklung lassen und in allererster Linie zum jeweiligen Projekt passend arbeiten – und dafür ist ein breiteres Spektrum absolut hilfreich.

Mal abgesehen davon, dass man sich und seine Bildsprache ja auch weiterentwickelt, und sich damit automatisch auch der Stil ändert und das Spektrum erweitert – wobei man aber wunderbarerweise auch immer zu einer alten Arbeitsweise zurück kann. Ich habe das große Glück, dass die meisten meiner Kunden das zu schätzen wissen.

Letztlich denke ich, diese Frage muss jeder für sich selber beantworten.

Zeichnung von einem Mädchen beim Einkaufen im Supermarkt mit Einkaufswagen vor Regalen mit Produkten wie Thermoskannen, Picknickkörben, Cornflakes, Müslischalen, Kaffee, Meisenknödeln und Gebäck für Lily Lux von Iris Luckhaus

10 // Wie habt Ihr eigentlich Lily Lux erfunden?

Matthias Klesse und ich haben Lily Lux zusammen erfunden, oder besser: gefunden. Und weil Lily als eine Art Karikatur von mir entstanden ist (die sich aber dann irgendwann völlig verselbständigt und eine eigene Logik, einen eigenen Geschmack und einen eigenen Willen entwickelt hat), war mir die Außenperspektive äußerst wichtig. Das ist sehr organisch gewachsen und hat sich irgendwann wie von allein zu einem klaren, lebendigen Bild zusammengefügt.

Konkret ist es so, dass wir zuerst gemeinsam herumspinnen, Ideen finden und diese aus ihrer eigenen Logik heraus entwickeln. Seitenideen und Texte haben Matthias und ich zusammen erarbeitet, aber illustriert und zusammengebaut habe ich Lily und ihre Welt dann allein, wobei Matthias als zweites Paar Augen auch da sehr wichtig war – einerseits als Korrektur, andererseits aber auch als Hilfe beim Weiterspinnen und bei den Detailgeschichten, die sich im Hintergrund abspielen… allein kann man halb so schön fabulieren! Und das Schöne, wenn man zu zweit arbeitet, ist ja auch, dass meistens einer den Wald überblickt, wenn der andere zwischen Bäumen verloren geht.

Sixgirl Supergirl von Iris Luckhaus für SIX Accessories

11 // Wovon träumst Du für die Zukunft?

Ich glaube, ich bin besser im Wollen und im Tun als im Träumen: Wenn ich von etwas träume, das im Rahmen der auch nur entfernt realisierbaren Möglichkeiten liegt, dann setze ich alles daran, das auch zu realisieren. Was den Träumen möglicherweise ein wenig vom Reiz der Unerreichbarkeit nimmt, aber für die Realität absolut bereichernd ist. Wenn ich mir eines für die Zukunft wünschen könnte, dann das: weiterzulernen, neugierig zu bleiben, und die Leidenschaft für das, was ich tue, den Rest meines Lebens zu behalten.

Außerdem möchte ich gern weiterhin Projekte machen, die mich herausfordern, in neuen Wegen zu denken und zu arbeiten. Gern mehr Bücher mit Herzblut und Details, über die ich beim Zeichnen selbst lachen muss, aber auch mal wieder dreidimensionale Dinge, und immer wieder gern selbstbewusste, fröhliche Modemädchen.

Hauptsächlich möchte ich mich nicht langweilen oder nur noch selbst zitieren – dann würde ich wahrscheinlich eher was anderes machen. Aber bis dahin bin ich fest überzeugt davon, den wunderbarsten Beruf der Welt zu haben!

Handgezeichnetes Selbstportrait Heimat von Iris Luckhaus bei der Arbeit im Büro in Wuppertal im IO-Skizzenbuch Meine Welt

12 // Könnte ich bei Ihnen ein Praktikum machen?

Ich habe in meinem Büro ehrlich gesagt weder Zeit noch Platz für Praktikanten und fände es auch nicht so schön, jemanden den ganzen Tag nur Kaffee kochen zu lassen! Daher muss ich Betriebspraktika leider immer absagen.

Stattdessen bin ich aber gerne bereit, Fragen zu meiner Arbeit per Email zu beantworten – auch wenn die Antworten, je nachdem wie viel ich grade zu tun habe, manchmal eine Weile dauern!

Darüber hinaus besteht theoretisch die Möglichkeit eines Fernpraktikums, in dem ich als Ratgeberin und “imaginärer Kunde” auftrete und Praktikanten Anfragen schicke, die diese dann im eigenen Büro bearbeiten – diese Form des Praktikums wird allerdings von den wenigsten Schulen anerkannt, und ich kann das aus Zeitgründen nur in sehr seltenen Fällen anbieten.

Generell empfehle ich bei der Suche nach einem Praktikumsplatz im Illustrationsbereich eher, sich an Bürogemeinschaften, Agenturen oder Verlage zu wenden, um dort mehr verschiedene Arbeitsweisen und/oder zukünftige Kunden kennenzulern.

➔ Mehr Interviews, Presseartikel und Schulterblicke finden Sie auf diesen Seiten unter Neuigkeiten! Außerdem habe ich eine Seite mit Links zu einigen älteren Interviews zusammengestellt.

Making of Lily Lux Szenen auf dem Basteltisch

01 // Wie läuft so ein Illustrationsauftrag ab?

Darüber hat die Illustratoren Organisation IO e.V., bei der ich auch Mitglied bin, eine ganz wunderbare Broschüre verfasst: “Erfolgreich arbeiten mit Illustratoren” kann hier heruntergeladen werden.

Konkret ist es meist so, dass mich ein Kunde kontaktiert, sein Projekt vorstellt und erklärt, und ich daraufhin ein Angebot erstelle, das nach Arbeitszeit und Nutzung aufgeschlüsselt ist und einigen Verhandlungsspielraum lässt.

Am Anfang der meisten Projekte steht eine Idee, oft eine Figur mit einer Welt drumherum, und ein bestimmter Zeichenstil. In dieser Phase arbeite ich meistens mit schnellen Scribbles und flächigen Basteleien, um zu klären, ob die Richtung stimmt und ggf. mehrere Ideen zu einer zu verdichten.

Sind die Vorgaben geklärt, konstruiere ich Figuren, Posen, Dinge, Hintergründe, oft direkt im Layout. Meine Originale bestehen meist aus Hunderten verschiebbarer Elemente, die wie auf einer Bühne interagieren. Am schönsten ist es immer, wenn eine Figur dabei plötzlich ganz lebendig wird!

Zu meiner Arbeitsweise gibt es auch Einträge im Blog und ein Interview.

Zeichnung vom Sonntagsausflug mit Schirmboot und Figuren auf dem See vor der Stadt für Lily Lux

02 // Was inspiriert Dich eigentlich?

Spontan fällt mir ein: Geschichten, die Menschen erzählen (real oder fiktional), Sätze oder Satzfragmente, der Ausblick aus dem Fenster neben meinem Mac, Wolken, ein Lachen auf der Straße (bei dem man sich fragt, wie der Mensch dazu aussieht), ein Augenaufschlag an der Supermarktkasse, das Eigenleben von Dingen (die manchmal wirken, als würden sie miteinander kommunizieren, oder als hätten sie eine bewegte Geschichte hinter sich!), die Perfektion eines Regentropfens, die Würde eines alten Baums, Gerüche aus der Kindheit, Erinnerungen, Dialoge, Missverständnisse, flüchtige Eindrücke, Menschen im Vorübereilen, Köstlichkeiten, Seligkeiten, Supermärkte, Aufräumen, Rätsel des Alltags, Dinge neu erfinden, Lieblingslieder, Licht, Schatten, Lieblingswörter, die Minute vorm Aufwachen, Lieblingsmenschen, Zufallsbekanntschaften, Herzenswärme, in Bildern denken, Kaffee, Spaziergänge, Schaukeln, Ideen weiterspinnen, dazulernen, Dinge mal anders betrachten, Kopf abschalten, Aktzeichnen, Fotografieren, Ausflugstage, lange Bahnreisen und Autofahrten, Langeweile, Glückskekse, leeres Papier, Notizbücher, alte Skizzen, Tankstellen, Fotos von Fremden, Vogelgezwitscher, Souvenirs, … und vieles mehr!

03 // Wie, wo und wann entstehen die besten Ideen?

Ideen können doch immer und überall entstehen… je nach Tagesform ist das bei mir ganz unterschiedlich; mit Vorliebe vielleicht spät nachts, wenn die Zeit stillzustehen scheint, oder beim dritten Kaffee, seltener früh morgens oder wenn ununterbrochen das Telefon klingelt. Manchmal aber eben auch grade am Telefon, oder während ich grade eigentlich etwas ganz anderes tue!

Was ich bei Projekten für und mit Kunden zur Ideenfindung immer wieder hilfreich finde, ist die gemeinsame Entwicklung einer Figur – mit Namen, Eigenschaften, Schauspieler-Besetzung. Daraus resultiert oft auch eine Art Folgerichtigkeit, Lebendigkeit und Wärme, die sonst nicht vorhanden wäre.

04 // Was tust Du, wenn Dir nichts einfällt?

Ich kann mich auch nicht erinnern, dass mir jemals zu einem Projekt nichts eingefallen wäre – normalerweise ist ja schon das Projekt selbst eine wunderbare Inspiration. Dann braucht man doch nur überlegen, was man daraus machen kann und wie man das verständlich kommuniziert. Und das hat dann oft deutlich mehr mit Detektivarbeit als mit Inspiration zu tun!

Profilbild mit Selbstbildnis der Illustratorin Iris Luckhaus bei der Arbeit in ihrem Büro in Wuppertal

05 // Wie sieht eine Arbeitswoche bei Dir aus?

Eine typische Arbeitswoche gibt es bei mir nicht wirklich, das kommt immer auf Auftragslage, Art der Projekte, Projektphasen und Kunden an – und ist auch einer der Gründe, warum ich meinen Beruf von Herzen gern mag: Jeder Tag ist anders, jede Woche ist anders, jeder Monat und jedes Jahr sind unterschiedlich. Das Spektrum reicht von 16-Stunden-Tagen und 7-Tage-Wochen über ganz normale Arbeitszeiten bis hin zu spontanen Urlaubstagen.

06 // Wie vermeidest Du den Alltagstrott?

Meine unterschiedlichen Kunden und Projekte sorgen schon dafür, dass ich nicht in einen Trott gerate! Desweiteren liebe ich es, weiterzulernen, mich weiter zu entwickeln, neugierig zu bleiben, in den verschiedensten Bereichen zu arbeiten und manchmal auch Aufträge anzunehmen, die echte Herausforderungen darstellen und mich erstmal ein Stück weit überfordern.

Generell denke ich eigentlich nie darüber nach, irgendwelchen Trends zu folgen; das Handwerk selbst und die möglichen Ausdrucksformen interessieren mich weitaus mehr als zeitgebundene Phänomene.

Illustration von Iris Luckhaus mit Freundinnen, die im Sommer Urlaub am Meer machen und unterwegs zum Picknick am Strand sind

07 // Wo nimmst Du bloss all dieses Talent her?

Ich mag diese Frage überhaupt nicht, aber weil die immer wieder gestellt wird, gibt’s jetzt hier auch die Antwort: Ich halte Talent für furchtbar überbewertet!

Letztlich ist das doch alles Arbeit, Lernen und Herausforderungen annehmen, diese meistern, und daran wachsen… Talent kann einem dabei durchaus auf die Sprünge helfen und die ersten Schritte erleichtern, aber dann eben auch ziemlich im Wege stehen – weil man es für selbstverständlich hält, etwas zu können glaubt und sich nicht so leicht traut, neue Pfade zu beschreiten und sich weiterzuentwickeln. Talent ist für mich etwas sehr Statisches.

Eigentlich ist die Frage doch eher, in welchen Bereich man seine Zeit gern investieren möchte oder wofür man ein ausreichendes Maß an Begeisterung hegt, um damit sein Leben verbringen zu wollen. Vermutlich könnte jeder zeichnen, der mal ein paar Jahre seines Lebens nichts anderes tut als das – und einfach nicht daran glaubt, dass er irgendetwas nicht kann.

Und das hat dann aber letztlich viel mehr mit Willenskraft, harter Arbeit und Begeisterung zu tun als mit Talent.

Zeichnung mit Tusche und Collage von einem koketten Mädchen im Sturm an der Relings an Bord eines Ozeandampfers oder Schiffs auf See mit hohen Wellen als Seestück von Iris Luckhaus

08 // Wie werde ich (ein/e gute/r) Illustrator/in?

Das finde ich immer eine äußerst schwierige Frage – erstens funktioniert das für jeden unterschiedlich, und zweitens habe ich selbst nicht einmal Illustration studiert, sondern Mode – aber darin auch vieles gelernt, was mir nun auch beim Illustrieren sehr hilft: So etwas wie “ein Kleid kann man nur dann beurteilen, wenn man es selber anzieht” läßt sich ja ganz wunderbar auf Zeichnungen übertragen und das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass ich lieber Damen zeichne als Herren! Das Zeichnen wiederum habe ich mir größtenteils selber beigebracht, dann aber auch unterrichtet, was sehr spannend war – ich musste vieles zu definieren lernen, was ich bis dahin rein intuitiv gemacht habe.

Was mir persönlich sehr beim (Weiter-)Lernen hilft, ist, mich selbst herauszufordern und Dinge so anzugehen, wie ich es nicht zu können glaube. Und eine Art Selbstdisziplin, die einem durch Nachtschichten hilft und dabei, weiterzumachen, wenn es mal nicht so gut läuft. Der beste Rat, den man jemandem geben kann, der etwas unbedingt tun will, aber nicht weiß, wie er da herangehen soll, ist vermutlich: Einfach anzufangen und zuzusehen, was sich daraus entwickelt. Der erste Schritt ist immer der Schwerste!

Vektorillustration für ein Märchen mit zwei Mädchen, Freundinnen wie Prinzessinnen, im Ballkleid, die voller Neugier hinter einen roten Vorhang spähen und Paris erblicken, von Iris Luckhaus

09 // Sollte man mit verschiedenen Stilen arbeiten?

Das bin ich schon so oft gefragt worden, und finde es immer wieder schwer zu beantworten… Im Allgemeinen wird ja geraten, sich auf einen Stil zu spezialisieren, der dann immer wiedererkennbar ist.

Das finde ich für mich persönlich allerdings eher langweilig – obwohl meine Illustrationen erstaunlich gut wiedererkannt werden, selbst wenn sie vollkommen unterschiedlich gezeichnet sind. Ich persönlich möchte mir da lieber Spielraum für Weiterentwicklung lassen und in allererster Linie zum jeweiligen Projekt passend arbeiten – und dafür ist ein breiteres Spektrum absolut hilfreich.

Mal abgesehen davon, dass man sich und seine Bildsprache ja auch weiterentwickelt, und sich damit automatisch auch der Stil ändert und das Spektrum erweitert – wobei man aber wunderbarerweise auch immer zu einer alten Arbeitsweise zurück kann. Ich habe das große Glück, dass die meisten meiner Kunden das zu schätzen wissen.

Letztlich denke ich, diese Frage muss jeder für sich selber beantworten.

Zeichnung von einem Mädchen beim Einkaufen im Supermarkt mit Einkaufswagen vor Regalen mit Produkten wie Thermoskannen, Picknickkörben, Cornflakes, Müslischalen, Kaffee, Meisenknödeln und Gebäck für Lily Lux von Iris Luckhaus

10 // Wie habt Ihr eigentlich Lily Lux erfunden?

Matthias Klesse und ich haben Lily Lux zusammen erfunden, oder besser: gefunden. Und weil Lily als eine Art Karikatur von mir entstanden ist (die sich aber dann irgendwann völlig verselbständigt und eine eigene Logik, einen eigenen Geschmack und einen eigenen Willen entwickelt hat), war mir die Außenperspektive äußerst wichtig. Das ist sehr organisch gewachsen und hat sich irgendwann wie von allein zu einem klaren, lebendigen Bild zusammengefügt.

Konkret ist es so, dass wir zuerst gemeinsam herumspinnen, Ideen finden und diese aus ihrer eigenen Logik heraus entwickeln. Seitenideen und Texte haben Matthias und ich zusammen erarbeitet, aber illustriert und zusammengebaut habe ich Lily und ihre Welt dann allein, wobei Matthias als zweites Paar Augen auch da sehr wichtig war – einerseits als Korrektur, andererseits aber auch als Hilfe beim Weiterspinnen und bei den Detailgeschichten, die sich im Hintergrund abspielen… allein kann man halb so schön fabulieren! Und das Schöne, wenn man zu zweit arbeitet, ist ja auch, dass meistens einer den Wald überblickt, wenn der andere zwischen Bäumen verloren geht.

Sixgirl Supergirl von Iris Luckhaus für SIX Accessories

11 // Wovon träumst Du für die Zukunft?

Ich glaube, ich bin besser im Wollen und im Tun als im Träumen: Wenn ich von etwas träume, das im Rahmen der auch nur entfernt realisierbaren Möglichkeiten liegt, dann setze ich alles daran, das auch zu realisieren. Was den Träumen möglicherweise ein wenig vom Reiz der Unerreichbarkeit nimmt, aber für die Realität absolut bereichernd ist. Wenn ich mir eines für die Zukunft wünschen könnte, dann das: weiterzulernen, neugierig zu bleiben, und die Leidenschaft für das, was ich tue, den Rest meines Lebens zu behalten.

Außerdem möchte ich gern weiterhin Projekte machen, die mich herausfordern, in neuen Wegen zu denken und zu arbeiten. Gern mehr Bücher mit Herzblut und Details, über die ich beim Zeichnen selbst lachen muss, aber auch mal wieder dreidimensionale Dinge, und immer wieder gern selbstbewusste, fröhliche Modemädchen.

Hauptsächlich möchte ich mich nicht langweilen oder nur noch selbst zitieren – dann würde ich wahrscheinlich eher was anderes machen. Aber bis dahin bin ich fest überzeugt davon, den wunderbarsten Beruf der Welt zu haben!

Handgezeichnetes Selbstportrait Heimat von Iris Luckhaus bei der Arbeit im Büro in Wuppertal im IO-Skizzenbuch Meine Welt

12 // Könnte ich bei Ihnen ein Praktikum machen?

Ich habe in meinem Büro ehrlich gesagt weder Zeit noch Platz für Praktikanten und fände es auch nicht so schön, jemanden den ganzen Tag nur Kaffee kochen zu lassen! Daher muss ich Betriebspraktika leider immer absagen.

Stattdessen bin ich aber gerne bereit, Fragen zu meiner Arbeit per Email zu beantworten – auch wenn die Antworten, je nachdem wie viel ich grade zu tun habe, manchmal eine Weile dauern!

Darüber hinaus besteht theoretisch die Möglichkeit eines Fernpraktikums, in dem ich als Ratgeberin und “imaginärer Kunde” auftrete und Praktikanten Anfragen schicke, die diese dann im eigenen Büro bearbeiten – diese Form des Praktikums wird allerdings von den wenigsten Schulen anerkannt, und ich kann das aus Zeitgründen nur in sehr seltenen Fällen anbieten.

Generell empfehle ich bei der Suche nach einem Praktikumsplatz im Illustrationsbereich eher, sich an Bürogemeinschaften, Agenturen oder Verlage zu wenden, um dort mehr verschiedene Arbeitsweisen und/oder zukünftige Kunden kennenzulern.

➔ Mehr Interviews, Presseartikel und Schulterblicke finden Sie auf diesen Seiten unter Neuigkeiten! Außerdem habe ich eine Seite mit Links zu einigen älteren Interviews zusammengestellt.

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