Das Infektionsschutzgesetz wurde zum 20. März 2022 geändert. Neben vielen anderen Maßnahmen entfällt nun die Maskenpflicht in öffentlichen Räumen. Hier möchte ich erklären, warum ich das nicht richtig finde und warum es so wichtig ist, in öffentlichen Räumen auch weiterhin eine Maske zu tragen, selbst wenn es nicht vorgeschrieben ist.
Wer sind eigentlich diese Risikopersonen?
Risikopersonen gibt es nicht nur in Heimen oder Krankenhäusern (wo weiter Maskenpflicht gilt), sondern in der Mitte der Gesellschaft. Mindestens die Hälfte der Bevölkerung (selbst mit Impfung, die das Risiko lediglich halbiert!) dürfte statistisch mindestens einen Risikofaktor für schweren Verlauf (z.B. 22% Ü60, 24% Adipositas, 9% Diabetes) oder Long Covid (z.B. 5% Autoimmun, 25% Allergien, 6% Asthma) haben, auch wenn vielen das gar nicht bewusst ist.
Risikopersonen sind Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen, Kommilitonen und Mitschüler. Risikopersonen sind die, die in Bus oder Bahn, beim Arzt oder im Laden vor, neben oder hinter Ihnen sitzen oder stehen. Viele dieser Risikopersonen sprechen da noch nicht einmal (oder nur mit nahester Familie und engsten Freunden) drüber, weil sie weder Mobbing noch Mitleid wollen, sondern einfach nur ihr Leben leben möchten – genau wie alle anderen auch.
Diese Risikopersonen, die eine Infektion Leben oder Gesundheit kosten kann, sind auf den Schutz aller angewiesen!
Damit ist nicht nur der Schutz vor einer Infektion gemeint, sondern auch der Schutz vor den Aggressionen derjenigen, die nicht mehr an die Pandemie erinnert werden und keine Masken (mehr) sehen wollen – und deshalb diejenigen, die als einzige eine Maske tragen, gern anhusten, anpöbeln, angreifen oder ihnen sogar die Maske herunterreißen.
Reicht es nicht, wenn Schutzbedürftige eine Maske tragen?
Laut einer Studie des Max-Planck-Instituts haben Ungeimpfte, die sich 5 Min. mit Infizierten in einem Raum aufhalten, ein Ansteckungsrisiko von fast 100%. Tragen beide gut sitzende FFP2-Masken, liegt das Risiko nach 20 Min. unter 1%. Trägt der Infizierte keine Maske, steigt das Risiko nach 5 Min. auf etwa 6% und nach 30 Min. auf rund 30%.
Masken sind deutlich effektiver, wenn sie von Infizierten getragen werden, deren Tröpfchen und Aerosole sich durch die Maske gar nicht erst – oder, je nach Maske, nur sehr wenig – im Raum verbreiten, als wenn nur diejenigen, die sich selbst schützen wollen, eine Maske tragen. Genau deshalb gab es ja bisher eine allgemeine Maskenpflicht!
Oft übersehen wird neben dem Infektionsweg über die Schleimhäute von Mund und Nase der Infektionsweg über die Augen, die von der eigenen Maske nicht geschützt werden, sondern ausschließlich durch die Maske des Gegenüber.
Darüber hinaus gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Viruslast, die zur Infektion führt, und Schwere des Verlaufs sowie Langzeitschäden. Das heißt, wenn Infizierte keine Maske tragen, erhöht sich die Viruslast im Raum sehr schnell sehr stark und führt damit zu mehr Infektionen mit schwereren Verläufen und Langzeitschäden.
Was sagen Wissenschaft und Umfragen zur Maskenpflicht?
Der divers zusammengesetzte Expertenrat spricht sich im aktuellen Statement sogar einstimmig für die Maskenpflicht aus, und begründet das sogar: “Masken biete(n) eine hohe Wirksamkeit bei geringer individueller Einschränkung.“
Die meisten Leute scheinen das sogar verstanden zu haben! Im Trend-Barometer von RTL/NTV sprechen sich 69% der Befragten für Beibehaltung der Maskenpflicht aus, nur 11% für die Abschaffung. In einer Umfrage des BfR befürworten 71%, dass Andere „Maßnahmen ergreifen, um die Übertragung des (…) Coronavirus zu verhindern“.
Es gibt keinen schlüssigen Grund, warum eine so wirksame, zumutbare Schutzmaßnahme wie Maskenpflicht nicht weiter gelten sollte, zumindest im öffentlichen Raum, d.h. Nah-/Fernverkehr, Arztpraxen, Ämter, Grundversorgung, Schule; idealerweise auch Einzelhandel, Universität und Arbeitsplatz – eben Orte, die keiner meiden kann!
Daneben gibt es ja auch eine Menge Orte, die zum Vergnügen aufgesucht werden (z.B. Restaurants, Bars, Clubs, Vereine) – und wo die, denen es egal ist, ob sie sich infizieren oder nicht, sich nach Herzenslust ausleben können.
Ich bin doch geimpft, was soll da schon passieren?
Wir können sehr dankbar sein, dass es die Impfungen gibt – auch wenn die derzeitigen Impfstoffe in Kombination mit aktuellen Varianten das Risiko für Krankenhauseinweisung oder Long Covid nicht eliminieren, sondern nur halbieren.
Es gibt kaum Belege für erhöhte Immunität durch Infektion nach Impfung. Eine französische Studie stellt fest, dass Geimpfte und Ungeimpfte sich im Schnitt nach 4-6 Wochen erneut anstecken. Weitere Studien legen den Schluss nahe, dass Reinfektionen schwerer sind als vorhergehende. Das Risiko für schweren Verlauf und Langzeiterkrankung (10-40% Long / Post Covid sowie bleibende Schäden an Hirn, Gefäßen und Organen) steigt mit jeder Infektion.
Vor dem Hintergrund finde ich es riskant, es so darzustellen, als wäre Omikron immer mild und unproblematisch – und wenn man sich nach der dreifachen Impfung infiziert, wäre das nur eine immunisierende Erkältung, und deshalb bräuchten wir (abgesehen von vermeintlich “Ängstlichen” und “Übervorsichtigen”) auch gar keine Masken mehr…
Und weil die meisten Menschen denken, alles was erlaubt ist, wäre auch sicher, werden dann wohl auch die eigentlich Einsichtigen (siehe Umfragen) keine Maske mehr tragen, sich infizieren und dann aus allen Wolken fallen, wenn sie keine Treppe mehr hochkommen oder nicht mehr gradeaus denken können. Wie kann man denn das wollen?
Mit Durchseuchung der Bevölkerung – inkl. Risikopersonen, die die Infektion bisher vermeiden konnten – wird nichts gewonnen. Vielmehr werden neben der Entstehung gefährlicherer Varianten viel unnötiges Leid und ebenso unnötige Kosten in Kauf genommen. Rechnet man Arbeitsunfähigkeit ein, ist das ist noch nicht einmal “gut für die Wirtschaft”!
Wie soll es denn dann jetzt weitergehen?
Neben immer mehr und immer wirksameren Medikamente, die zunehmend breiter verfügbar sind, wird die nächste Generation von Impfstoffen entwickelt – u.a. mukosale, die direkt auf die Schleimhäute der Nase aufgebracht werden und bei denen eine sterile Immunität wahrscheinlicher ist, sowie spezielle Impfstoffe für Immunsupprimierte.
Viele dieser Impfstoffe sind gerade in Testphasen – und über kurz oder lang wird es hoffentlich eine sterile(re) Impfung geben! Wäre es nicht sinnvoll, die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen bis dahin beizubehalten?
Darüber hinaus halte ich es auch für absolut sinnvoll, weiterhin kostenfreie Tests (inklusive der Reihentestung in Schulen!) anzubieten, das von der EU bereits geforderte Abwasser-Monitoring einzuführen, ausreichend zu sequenzieren sowie die Isolations- und Quarantänepflichten für Infizierte genau so fortzuführen wie bisher.
Kann ich irgendetwas tun, um zu helfen?
Ich danke Ihnen dafür, dass Sie eine Maske tragen (sonst hätten Sie vermutlich nicht bis hierhin gelesen :))! Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie Ihre Maske ganz einfach testen und optimieren können, lesen Sie bitte hier weiter.
Wer sich darüber hinaus für Maskenpflicht im öffentlichen Raum einsetzen möchte, kann nicht nur (a) demonstrieren gehen (s.o.), sondern sich auch (b) am Crowdfunding für eine Verfassungsbeschwerde gegen das IfSG beteiligen, (c) die Petition “#IfSGnachbessern, denn solidarischer Corona-Infektionsschutz bedeutet mehr Freiheit für alle!” und / oder die Petition “Maskenpflicht beim Einkaufen und in den Schulen sowie in öffentlichen Räumen beibehalten” zeichnen, und (d) Abgeordnete im Bundestag und Landtag telefonisch oder schriftlich kontaktieren.
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