Es ist mir eine große Freude, Ihnen hier meine Herzdame vorzustellen! Ich habe diese Spielkarte für das wunderbare “52 Aces Reloaded” Pokerdeck von Zeixs – Books for Designers illustriert und gestaltet. Das komplette Deck wird im Laufe dieses Jahres erscheinen und ich freue mich schon sehr darauf! Derzeit zeigt Zeixs auf seiner Facebook-Page eine kleine Vorschau der bislang abgegebenen Karten, und ich finde es sehr spannend, zu sehen, wie immer mehr Karten in ganz unterschiedlichen Stilen hinzukommen und wie das Deck langsam zusammenwächst.
Das schreiben sie über die erste Edition: “Dieses internationale Designprojekt basierte auf der Idee, “52 Designer-Asse” jeweils eine Spielkarte in Ihrem für Sie typischen Style gestalten zu lassen. Herausgekommen ist ein auf 999 Exemplare limitiertes Pokerdeck, das auf faszinierende Art und Weise die Kreativität dieser Designer selbst im Umgang mit einer so kleinen Fläche zeigt.”
Das erste Zeixs 52 Aces Pokerdeck, Foto © Zeixs – Books for Designers
Ich finde die Idee dieser Decks einfach wunderbar (kein Wunder, dass Zeixs damit schon den Reddot Design Award gewonnen hat!) und fand es eine ganz große Ehre, diesmal dabeisein zu dürfen. Ich durfte mir sogar eine Karte aussuchen – tausend Dank dafür, Marc und Sahba! – und war überglücklich, dass die Herzdame noch frei war.
Als Kind habe ich das Kartenspielen sehr geliebt, besonders mit meiner Oma, und ebenso die Karten selbst. Für meine Herzdame wollte ich daher in einem eher tradionellen Stil und mit historischen Bezügen arbeiten, statt die Karte nur als Rahmen für ein schönes Motiv zu nutzen. Außerdem gibt es Elemente in der traditionellen Kartengestaltung, die einen praktischen Nutzen haben – wie das Motiv, das von beiden Seiten zu betrachten ist – und ich wollte diese Elemente verstehen und respektvoll bearbeiten.
Drei der traditionellen “Herzdame”-Karten, mit denen ich aufgewachsen bin.
Auf der Basis tradioneller Gestaltung hat meine Herzdame ein sehr begrenztes Farbspektrum (hauptsächlich Schwarz, Indigogrün, Kirschrot, Goldgelb und ein wenig Silbergrau – was für mich eine sehr willkommene Herausforderung war, da ich sonst meist mit einer sehr großen Farbpalette arbeite) und zeigt eine beidseitige Illustration, die aber deutlich ‘verbundener’ ist als die traditionellen Karten und auf den jeweiligen Seiten leicht unterschiedliche Damen zeigt. Bei einer Recherche fand ich die Rose und die Schwalbe als Symbole der Liebe, und ebenso die zarte Berührung in der Bildmitte.
Der Legende folgend stellt die klassische Herzdamen entweder Elizabeth of York oder Catherine of Aragon dar, zwei Königingemahlinnen aus der Tudorzeit. Ich wollte nicht die Kopfbedeckungen oder Capes benutzen (die meine Dame heute wohl kaum tragen würde), beziehe mich aber in der Form des Korsetts (schön, mal wieder kostümgeschichtliches Fachwissen anwenden zu können!) auf die Tudorzeit. Ebenso ist die Blume, die meine Dame in der Hand trägt, der klassischen, fünfblättrigen (ein schöner Zufall, dass die Fünf als ‘Zahl der Liebe’ gilt!) Tudorrose nicht ganz unähnlich. Alte deutsche Kartendecks beinhalten keine Damen, aber stattdessen eine vierte Figur, die eine Jahreszeit symbolisiert und in der Regel als ländliche Frau bei einer jahreszeitlichen Tätigkeit illustriert wird; Herz steht für Frühling, und dort wird eine Frau beim Blumenpflücken gezeigt. Ich fand es schön, zu sehen, dass all die recherchiersten Karten die Blume gemeinsam hatten. Im französischen Deck soll die Herzdame die biblische Figur der Judit zeigen, was mir auch sehr gefiel – ich wollte allerdings der meinigen weder den Kopf des Holofernes beigeben noch, wie es in den französischen Decks oft geschieht, einfach den Namen dazuschreiben. Aber vielleicht hat ihr Ring ja auch einige besondere Fähigkeiten. Wenn Sie mehr über Spielkarten wissen möchten, schauen Sie doch mal auf Wikipedia.
Ich wusste vorher nicht, dass es so viele Lieder, Gedichte, Bücher, Stücke oder bespitznamte Personen gibt, die sich auf die “Queens of Hearts” beziehen, aber es war schön, für dieses Projekt eine eigene playlist zu haben!
Außerdem gibt es viele essentielle Persönlichkeitsmerkmale, die der “Herzdame” bzw. in direkterer Übersetzung “Herzkönigin”, nachgesagt werden. Ist sie (a) eine vielgeliebte und mitfühlende Person (so wie die Königinnen und Prinzessinnen, die sie verkörpern oder den Spitznamen tragen, so wie beispielsweise Lady Diana), (b) eine Herzensbrecherin (wie in dem Gedicht von Christina Rossetti (1866): “How comes it, Flora, that, whenever we / Play cards together, you invariably, / However the pack parts, / Still hold the Queen of Hearts?”), (c) jemand, der nahezu alles für den Geliebten tun würde (wie in dem Lied von Joan Baez (1972): “To the queen of hearts / is the ace of sorrow / He’s here today, he’s gone tomorrow / Young men are plenty but sweethearts few / If my love leaves me what shall I do?”), (d) eine Frau, die den Mut hat, einen König zu töten, um ihr Volk zu retten (wie Judit) oder (e) einfach eine hochmütige Furie, wie von Lewis Carroll in Alice im Wunderland beschrieben – das wiederum auf der (f) tortenliebenden Königin im alten Kinderreim (“The Queen of Hearts / She made some tarts, / All on a summer’s day; / The Knave of Hearts / He stole those tarts, / And took them clean away.”) basiert?
In meiner Herzdame habe ich versucht, ein wenig von allen diesen Merkmalen zu vereinen (außer dem Kinderreim und Carroll, da diese Figur den anderen sehr widerspricht und in erster Linie aus dem Reim von “hearts” und “tarts” zu entspringen scheint).
Ich würde übrigens schrecklich gern einmal ein komplettes Deck entwerfen… irgendwann.
Was für ein schöner Eintrag – vom Motiv ganz zu schweigen…
Dankeschön, lieber Matthias!
Total schön, auch mit der zwinkernden Dame.
Auch wenn das jetzt albern klingt – vielleicht ist es ja gerade deine Begeisterung, dein Herzblut, die dich verdammt gut machen in dem, was du da tust. Ich liebe jedenfalls deine Illustrationen.
Jetzt werd ich rot. Und freu mich. Dankeschön, liebe Ellen, für die herz(blut)erwärmenden Worte!!! Hat auch großen Spaß gemacht – besonders Recherche (idealerweise, bis genau eine Lösung bleibt, die sich richtig anfühlt), Kartenformat und Farben :)
Finde ich GROßARTIG!
Dankeschön, liebe Suse! Ich freu mich grad wirklich sehr über das feine Feedback :)
Wundervoll. Und den Wunsch nach einem kompletten Deck kann ich durchaus nachvollziehen – und würde die Umsetzung unterstützen. Aber mehr als 15 Euro würde ich für Karten nicht ausgeben wollen und dann blutet sicher das Künstlerherz ;)
Dankeschön, liebe Stephanie! Ein komplettes Deck mit meiner Herzdame gibt es ja demnächst von Zeixs, mit 52 unterschiedlichen Karten. Wobei eins komplett selber zu machen schon enorm reizvoll wäre… Preise hängen letztlich immer von Druckkosten und Auflage ab, bei höheren Auflagen würde das sicherlich im Rahmen bleiben, ohne mir wehzutun. Und ich hoffe jetzt einfach mal, über die Herzkönigin von einem wunderbaren Kartenverlag gefunden zu werden :)
Wow! What a really neat project. Your Queen of Hearts is lovely of course, and I really like the story behind it. I didn’t know German playing cards were different than the ones I am used to. I have played a lot of cards myself! I wonder if we know a lot of the same games or many different ones.
Thank you very much, dear Cindy! It was great to have a reason for some research – I really like to research, understand and work with the particular kind of rules (or reasons) historically grown objects have. – So, what did your playing cards look like and what games did you play? My favourite (even though my Granny usually won) was Räuber-Rommé, some kind of Rummy that includes stealing cards from the table. I also knew Mau-Mau (which I didn’t like at all), Skat, Poker, Patience (Solitaire in English), plus some other games with different decks, like Quartett (Goldfish in English) :)